Stellt man Überlegungen zur Zeitdilatation an, so kann man
einige recht "merkwürdige" Feststellungen treffen. So scheint zum
Beispiel der Mensch seine Lebensdauer beeinflußen zu können -
ein Fakt, der auch weit über die rein naturwissenschaftlich
interessierten Kreise für Aufsehen gesorgt hat. Diese Faszination
an den Folgerungen der Relativitätstheorie hat Einstein selbst an
einem Beispiel veranschaulicht:
"Wenn wir einen lebenden Organismus in einen Kasten setzen (...),
ließe es sich einrichten, daß der Organismus nach irgend
einem langen Flug in kaum veränderten Zustand an seinen
Ausgangspunkt zurückkehrt, während entsprechende Organismen,
die an ihren ursprünglichen Orten verblieben waren, schon lange
neuen Generationen gewichen sind. Denn für den bewegten Organismus
war die lange Reisezeit nur ein kurzer Augenblick, vorausgesetzt, die
Bewegung fand mit annähernd Lichtgeschwindigkeit statt."
Dieses Beispiel, daß in etwas anderer Form als sogenanntes
Zwillingsparadoxon bekannt wurde, löste eine intensive Diskussion
über die Relativitätstheorie aus. Hier zur Verdeutlichung
nochmals diese "abgewandelte" Version:
Von zwei Zwillingen A und B startet A zu einem bestimmten Zeitpunkt mit
einer Rakete, wobei er sich mit hoher Geschwindigkeit vom Startpunkt
wegbewegt, wärend der andere am Startpunkt zurückbleibt. Nach
einer längeren Flugzeit kehrt A um und fliegt zur Erde zurück,
wiederum mit einer hohen Geschwindigkeit (die sowohl bei Hin- als auch
Rückflug konstant bleibt). Bei der Ankunft stellen die beiden
Zwillinge fest, daß A weniger stark gealtert ist, als B.
Als paradox wurde dieses "Phänomen" deswegen angesehen, weil man
argumentierte, die Situation wäre austauschbar, d.h. jeder der
Zwillinge müßte den anderen als älter ansehen.
Man geht hierbei davon aus, daß die Situation der Zwillinge
symmetrisch ist, und damit austauschbar. Diese Annahme ist jedoch
falsch, wie sich leicht nachweisen läát: Der reisende Zwilling hat
insgesamt mehrere Beschleunigungen durchfahren, ist also nicht mehr
Inertialbeobachter. Der zurückgebliebene Zwilling ist dies jedoch
schon.
Diese Asymmetrie sollte jedoch nicht dazu führen, daß man den Effekt der verminderten Alterung als in den Beschleunigungsphasen geschehen ansieht. Er ist vielmehr durch sie bedingt, aber nicht in ihnen aufgetreten.
Nochmals zur Zusammenfassung:
Das Zwillingsparadoxon ist ein
asymmetrisches Phänomen. Die Zeitdilatation ist ein symmetrischer Effekt. |